NIGHTINGALE Graz - Integration durch Mentoring
Projektidee und Entstehung:
Aus praktisch allen Studien und Expert:innenanalysen im Bildungsbereich folgt ein hoher Bedarf an Unterstützung und Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund, um gleich erfolgreiche Lebenskarrieren entwickeln zu können wie autochthone Gleichaltrige. Österreich weist hier in einem höheren Ausmaß als andere OECD Staaten einen problematischen signifikanten Zusammenhang zwischen der sozialen Lage der Eltern und dem Lebenserfolg von Kindern auf. Dieser Umstand kumuliert bei Familien mit Migrationshintergrund mit den Erschwernissen durch den Zweitspracherwerb und geringen Möglichkeiten der Verwertung des aus dem Herkunftsland mitgebrachten „kulturellen Kapitals“. Diesen Kindern sollen nun mit den MentorInnen alternative Bildungs- und Lebens-Vorbilder und -Modelle zur Seite gestellt werden.
Darstellung des Projektes
Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren,
- die häufig erst kurz in Österreich sind und Migrationshintergrund aufweisen,
- Förderbedarf haben
- Z. B. einen geringen Selbstwert besitzen,
- Deutsch-Sprachübung benötigen, oder ähnliches
werden von Studierende einmal in der Woche für ca. 3h in der Freizeit begleitet (Termine flexibel und insgesamt ca. 20 Treffen). Sie unternehmen dabei Ausflüge in Museen, Bibliotheken, Theater, die Universität, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Spiel- und Sportaktivitäten, besuchen sich gegenseitig zu Hause etc
Ziele für die Kinder:
- Selbstwert stärken, Orientierung in Graz verbessern, Kennenlernen der Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten in der Stadt
- Kompetenzen erwerben wie Mobilität, Selbsteinschätzung, kulturelle Einrichtungen kennenlernen
- Deutsch-Kenntnisse und Bildungsmotivation stärken durch den Kontakt mit einer Studentin, die den in Österreich höchstmöglichen Bildungsabschluss anstrebt
- Unterstützung der Familie bei Lern- und –Bildungsfragen.
Ziel für die Studierenden:
- Erwerb von interkultureller Kompetenz durch Kontakt mit einer Migrationsfamilie.
- Das Phänomen Migration mit allen damit verbundenen Erschwernissen und Benachteiligungen wird durch das Tandemsetting (Student:in – Schüler:in) intensiv erlebbar.
- Erwerb von pädagogischer Kompetenz durch die Mentoring-Funktion. Erwerb von praktischen Fähigkeiten im Organisieren von Freizeitaktivitäten.
- Kontakt mit dem vielfältigen und interessanten Projekt-Netzwerk der Sozialraum 3
Die Studierenden
- werden von uns eingeschult und
- in jeder Phase, zu jeder Zeit von der Projektleitung betreut,
- erhalten sämtliche Spesen ersetzt und
- erwerben ein Mentoring-Zertifikat als Nachweis ihrer erworbenen Qualifikationen.
Die Kinder werden von der Schule nach Förderbedarf und Eignung ausgewählt. Sämtliche organisatorischen Aufgaben werden von der Projektleitung erledigt (Elterninformation, Kommunikation mit der Schule, Behördenangelegenheiten, etc.)
Bezüglich Praktikums: die Bachelorstudierenden Erziehungs- und Bildungswissenschaften bekommen 120 Stunden als Pflichtpraktikum angerechnet.
An der pädagogischen Hochschule wird dieses Projekt im Rahmen der Pädagog*innenbildung als freies Wahlfach (6 EC) angerechnet. Eine Anmeldung für die begleitende Lehrveranstaltung auf ph-online und Vorstellungsgespräch bei Frau Herrmann ist dafür notwendig.
Besonderheiten des Projektes:
Nightingale ist keine Nachhilfe oder Lernhilfeprogramm. Auch die Hausübung zu erledigen ist nicht Ziel des Projekts. Vielmehr sollen die Studierenden zu den Mentees eine freundschaftliche, wertschätzende, unterstützende Beziehung aufbauen, die den Kindern hilft, zu den Institutionen und Einrichtungen in Österreich Vertrauen zu fassen und diese zu verstehen. Den Eltern solle dabei die Bedeutung von Bildung als Schlüssel für zukünftige Lebenschancen vermittelt werden. Umgekehrt erhalten die Student:innen, einen tiefen Einblick in die Kultur der Zuwandererfamilien.
Das Mentoring-Projekt der Kinderfreunde zeigt, dass Integration keine Einbahnstraße ist: SchülerInnen mit Migrationshintergrund, werden ein halbes Jahr lang einen Nachmittag lang pro Woche von Student*innen der Uni in der Freizeit begleitet, um so ihr Selbstvertrauen zu stärken und mit der österreichischen Kultur und unserem Bildungssystem vertrauter zu machen.
Ein/e Mentor:in, der/die den höchstmöglichen Bildungsabschluss anstrebt (Studierende) - soll die/den Mentee (aktuell Schüler:innen der Volksschule Hirten/ Bertha von Suttner Schule) motivieren, sich anzustrengen, die deutsche Sprache zu lernen und mit der neuen Umgebung vertraut zu werden. Die Studierenden unternehmen Ausflüge im Stadtteil mit ihren Mentees, besuchen Museen und Ausstellungen sowie interessante Plätze in der Stadt und verbringen ihre Freizeit mit den Kindern. Dabei stehen sie für alle Fragen der Kinder zur Verfügung. Ohne Lern- und Leistungsdruck werden sie den Kindern die österreichische Kultur näher bringen und ihnen helfen, mit ihrer Migrationserfahrung besser zurechtzukommen. Auch ein reger Kontakt mit den Eltern oder Verwandten ist erwünscht und Teil des Programms.
Fakten zum Projekt:
Das Projekt wird in Kooperation mit Schulen durchgeführt. Dauer eine Gruppe ist ca 8-9 Monate, die erste Gruppe startete im März 2014.
Zielgruppe sind Schüler:innen aus Drittstaaten im Alter von 7-13 Jahren.
Kontakt:
Eva Urbaner
A-8010 Graz, Schlossergasse 4/Tummelplatz
Tel.: 0316/825512-11
E-Mail: eva.urbaner@kinderfreunde-steiermark.at